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ero langlotz
Administrator
Beiträge: 265 | Zuletzt Online: 28.10.2024
Name
Ero Langlotz
Beschäftigung
Psychiater und Systemtherapeut im
Hobbys
Musik - viola da gamba
Wohnort
80805 München
Registriert am:
12.09.2012
Geschlecht
männlich
Tigertraining (Testlauf)
keine Angabe
    • ero langlotz hat einen neuen Beitrag "SYSTEMISCHE SELBST-INTEGRATION – Die Lösung des Dilemmas Bindung – Freiheit? 3. Jul 2008" geschrieben. 26.09.2024

      Diesen Aufsatz schickte ich an Prof. Mentzos mit folgendem Begleitbrief:

      From: "Dr.med.E.R.Langlotz" <praxis@e-r-langlotz.de>
      To: "Prof. Dr. Mentzos"
      Subject: Symbiose und Psychose
      Date: Sat, 9 Jul 2005

      Lieber Prof. Dr. Mentzos,
      mit großem Interesse habe ich Ihren Aufsatz zu Therapie von Psychosen
      gelesen. Ich bin davon fasziniert, dass Sie den Grundkonflikt bei
      Psychosen im Dilemma zwischen Nähe zum anderen und der eigenen
      Autonomie sehen.

      Auch ich verstehe den Grundkonflikt beim - von mir so bezeichneten
      "Verschmelzungssyndrom" in der subjektiven Unvereinbarkeit von Nähe
      zum Anderen und gleichzeitigem Kontakt zu sich selbst.
      Wie Sie in meinem Aufsatz sehen, glaube ich, drei unterschiedliche
      ENTSTEHUNGSBEDINGUNGEN FÜR DAS Verschmelzungs-Syndrom ausmachen zu können:
      1. die übergriffige Mutter ("Infektion durch die symbiotische Mutter")
      2. der nicht erreichbare Vater ("umgekehrte Empathie")
      3.die unbewußte verschmelzende Bindung an ein unbekanntes Geschwister.

      Diese frühen Bindungserfahrungen, werden zum "Modell" für spätere
      Beziehungen, zum Partner, zum Kind, zur Arbeit, etc. Bei einigen
      Patienten scheinen alle drei Bedingungen vorzuliegen!
      Wie Sie verstehe ich das Verschmelzungs-syndrom als Anpassung an eine
      Mangelsituation und die resultierenden Symptome als
      Kompensationsversuch, mit einem Verschmelzungssyndrom zu überleben.

      Das Familienstellen erlaubt einen unmittelbaren Zugang zu den frühen
      prägenden Bindungserfahrungen. Ich hatte mehrmals die Chance, innerhalb
      eines Aufstellungsseminars je die HERKUNFTSFAMILIE des Psychosepatienten
      und der begleitenden Eltern aufzustellen.Dabei zeigte es sich, dass
      bereits beide Eltern mit einem eigenen Elternteil "verschmolzen " waren
      und der Klient seinerseits mit beiden Eltern verschmolzen war. Dies
      erklärt die Eingeschränkte Identitätsentwicklung, aber auch die
      Übernahme traumatisierender Erlebnisse über Generationen weg von
      Großvater zu Enkel,die einen Teil des "psychotischen Erlebens"
      ausmachen.
      Beim Familienstellen wird diese "Verschmelzung" auf drastische Art
      deutlich: ich stelle den Klienten an den Platz seiner Mutter. Dort kennt
      er sich aus -mehr als bei sich selbst, so als habe er die ganze Zeit
      noch "in der Mutter gesteckt", "die Welt durch Mutters Augen gesehen".
      Zur Lösung führt ein Ritual von eindrücklicher Psycho-Dramatik: er
      "steigt" aus der Mutter aus, sagt die Identitäts-stiftenden Sätze:
      Du bist Du, Ich bin Ich, Du hast Dein Schicksal, ich habe meines, Du
      gehst Deinen Weg, ich den meinen- und ich bleibe immer Dein Sohn."
      Unterstützend für diesen "INDIVIDUATIONS-PROZESS" wirken weitere
      RITUALE; das Zurückgeben von "verlorenen Seelenanteilen" (vom
      Elternteil zum Kind), und das Zurückgeben übernommener Last (vom =
      Kind zum Elternteil) . Beides wirkt sehr tief auf einer unbewußten =
      Ebene.

      Ein wesentlicher Faktor für die ENTSTEHUNG DES Verschmelzungssyndroms
      scheint darin zu bestehen, dass bereits die Eltern sich von früh
      verstorbenen Angehörigen nicht verabschieden konnten, dadurch
      "Seelenanteile" verloren haben, sich dem Partner (Trennung) und dem
      Kind nicht zuwenden konnten, ihn nicht als das sehen können , was er
      ist, als Kind. So bietet das Kind dem Elternteil seine Seelenanteile
      "als Ersatz" an und glaubt, ihm fehlende Angehörige ersetzen zu
      müCssen, um die Illusion von Nähe, Verbindung, Bedeutsamkeit zu ihm
      zu haben.
      So entwickelt es eine "falsche Identität", ein brüchiges
      Selbstgefühl, schwankend zwischen grandioser Selbstüberschätzung
      und dem Gefühl des Versagens.
      Abschieds- und Abgrenzungs-Rituale sind daher bei meiner Art des
      FAmilienstellens zentral.
      Übrigens finde ich das Verschmelzungs-Syndrom" in leichterer
      Ausprägung bei 70-90% meiner Klienten! Durch den Symbiose-Fragebogen
      ist es möglich, das Ausmaß von Abgrenzungs- und
      Selbstwahrnehmungsschwäche sowie die Kompensationsmechanismen
      "Überabgrenznung" und "dominantes Verschmelzen"quantitativ zu
      erfassen, was auch eine Effizienzkontrolle ermöglicht.
      Bitte entschuldigen Sie meinen Enthousiasmus.Da ich bei meinen
      Aufstellerkollegen wenig Resonanz für meine Beobachtungen finde, freut
      es mich umsomehr, einem erfahrenen Therapeuten zu begegnen, der
      ähnliche Vorstellungen entwickelt hat.
      Natürlich ist das Familienstellen kein Allheilmittel gegen Psychosen,
      ich verstehe es als wichtiges diagnostisches aber auch therapeutisches
      Instrument, um die Aufmerksamkeit des Klienten auf diese Dynamiken zu
      lenken und ihm eine andere, befreite Erfahrung möglich zu machen,
      sodass er motiviert ist, sich therapeutische Hilfe zu holen.

      Zum Schluß muss ich noch erwähnen, dass ich niedergelassener
      Psychiater bin, mich von den unterschiedlichen
      Psychotherapieverfahren - zum Teil wegen ihrer den Klienten abwertenden =
      Terminologie - nicht angesprochen fühlte und über die Initiatische
      Therapie Karlfried Dürckheims zu eigener therapeutischer Tätigkeit =
      kam. Daher meine geringe Kenntnis der Therapeuten-Szene.

      Mit freundlichen Grüßen

      Ihr Ernst R. Langlotz

      Und ich erhielt von ihm diese Antwort:

      5.2.2006

      Lieber Herr Dr. Langlotz,

      herzlichen Dank für Ihr Schreiben und den Vortrag, den ich ausgesprochen
      treffend finden, weil er direkt das Wesentliche knapp, aber sehr klar erfasst. Sie können sich vorstellen, dass ich mich sehr gefreut habe, dass mein Konzept von einer anderen Seite positiv betrachtet wird und zwar mit Formulierungen und sprachlich gekonnten Umschreibungen, Erweiterungen und origi=
      nellen Bemerkungen - man fühlt sich verstanden und bereichert und das tut
      gut!

      Gut fand ich auch, dass Sie die sicher bei mir vorhandenen Bedenken (betreffend die Methode und insbesondere die rituellen therapeutischen Interventionen) vorwegnehmend berücksichtigen.

      Diese Bedenken sind zwar nicht weg - was erwarten Sie auch von einem Psycho=
      analytiker! - die sind aber deutlich schwächer geworden, insbesondere auch durch die Unterscheidung zwischen direktiv und auoritär.

      Noch einmal vielen Dank.

      Mit herzlichen Grüßen


    • ero langlotz hat das Thema "Destruktiver Narzissmus und die globalen Krisen" erstellt. 19.05.2024

    • ero langlotz hat einen neuen Beitrag "Fallbeispiel: Überfordert durch ein zerissenes Elternteil" geschrieben. 19.05.2024

      Im Idealfall durchläuft eine gesunde Beziehung Phasen der Nähe und Distanz, die
      sich wie Ebbe und Flut abwechseln und eine Beziehung zu einem Tanz machen. Das schafft
      Freiraum und Verbundenheit und gibt eine Beziehung etwas Lebendiges, Organisches und
      Wachstumsfähiges.


      Das bedeutet aber auch, Abgrenzung ist nichts Starres, sie "unduliert" flexibel zwischen Nähe und Distanz.
      Analog scheint es mir jetzt sehr stimmig, auch die Selbst-Verbindung nicht als etwas Starres, Festes zu verstehen, sondern ebenfalls als undulierend. In den Anforderungen des Alltags ist es ja unmöglich, ständig mit seinem Selbst verbunden zu sein?! Mir scheint jetzt eine andere Vorstellung viel stimmiger: zu wissen, dass es dies wahre Selbst gibt, und wie ich jederzeit mit ihm Verbindung bekommen kann. Z.B. indem ich in mir einen Raum schaffe für dieses Selbst - durch Meditation, durch Yoga oder TaiChi oder durch Autogenes Training - oder indem ich z.B. in die Natur gehe, um da mein Selbst zu spüren, dass sich als "Teil eines grösseren Ganzen" weiss.

    • ero langlotz hat einen neuen Beitrag "Fallbeispiel: Überfordert durch ein zerissenes Elternteil" geschrieben. 11.05.2024

      Lieber Phil,
      danke für den Beitrag. Besonders wichtig scheinen mir die Sätze:
      Im Idealfall durchläuft eine gesunde Beziehung Phasen der Nähe und Distanz, die sich wie Ebbe und Flut abwechseln und eine Beziehung zu einem Tanz machen. Das schafft Freiraum und Verbundenheit und gibt eine Beziehung etwas Lebendiges, Organisches und Wachstumsfähiges.
      Voraussetzung für ein Selbst-bestimmtes Leben (Autonomie) ist ja die Verbindung mit dem eigenen Selbst – mit der „Essenz“ oder mit dem "göttlichen Funken" nach Jung.
      Wir wissen ja dass dazu die Fähigkeit zur Abgrenzung erforderlich ist, um ein Gefühl für einen eigenen Raum zu bekommen. Die Voraussetzungen dazu werden in den ersten Beziehungserfahrungen eines Kindes gelegt. Wenn die Mutter zu Kind eine sichere Bindung hat, dann kann das Kind spielerisch ausprobieren, wie es ist, sich zu entfernen, und dann wieder zurück zur Mutter zu kommen.
      Dein Beitrag macht mir bewusst, dass dazu offensichtlich auch gehört, dass ein Kind selber Nähe oder Distanz zu den Bezugspersonen bestimmen kann, ohne dafür durch Ablehnung oder Schuldgefühle belastet zu werden!

    • ero langlotz hat einen neuen Beitrag "Öffentlich machen von Aufstellungen NOVEMBER 2023" geschrieben. 23.11.2023

      Antwort auf Sylvie SCH.
      BEZIEHUNGSTRAUMA UND KRISE
      ÖFFENTLICHMACHEN VON AUFSTELLUNGEN

      DISKUSSIONSBEITRÄGE ZU

      Sylvia Sch.:
      Als Therapeutin weiss ich, daß ich Klienten hatte die, wenn ich solch eine Aussage gemacht hätte als Therapeutin, sie zugesagt hätten, weil ja quasi von mir suggeriert wurde, dass sie wenn sie nach einer dritten Sitzung "so weit wären" offener zu sein, nicht mehr unsichtbar, und mir dann auch noch einen Dienst erweisen könnten. Natürlich auch noch anderen helfen,die die Filme sehen.
      Damit würde ich indirekt meine Klienten formatieren, wie sie zu sein haben.
      ERO
      das ist ein wichtiger punkt, der unbedingt berücksichtigt werden muss.
      aber das leben ist komplexer, als wir es manchmal wahrhaben wollen.
      für mich geht es da um eine güterabwägung.
      und um die frage, für wessen freiheit sie sich da einsetzen!?
      jahrhunderte lang wurden persönliche beziehungstraumen als etwas "privates" angesehen, das mit der gesellschaft nichts zu tun hat.
      nur so war es möglich, dass die alltäglichen familiären beziehungskonflikte von der öffentlichkeit bewusst ignoriert wurden.
      das war auch im interesse der täter, die sich dadurch vor kritik oder anzeige schützen konnten.
      dadurch wurden aber die opfer im stich gelassen.
      nur so war es möglich, dass die auswirkungen dieser frühen beziehungstraumen auf das individuelle und auf das kollektive verhalten lange zeit nicht erkannt wurden.
      nur so war es möglich dass wir in diese globalen krisen hineingeschlittert sind, ohne uns der tieferen ursachen bewusst zu werden und diese beherzt anzugehen.
      haben sie gewagt, in den abgrund der drohenden globalen selbstzerstörung hinabzusehen?
      erst das gibt uns die entschlossenheit zu entschiedenem handeln.
      Es gibt dazu wenige möglichkeiten,
      aber immer hin diese zwei:
      1. unser eigenes überlebensmuster , das zu dieser krise beigetragen hat, zu erkennen und zu löschen,
      2. und diesen lösungsprozess anderen öffentlich (dem gemeinwohl) zu verfügung zu stellen, als anregung, ihr eigenes muster zu erkennen und zu löschen!
      es gilt, keine zeit zu verlieren.
      ich weiss, dass die eigenen traumen für viele mit scham behaftet sind.
      das können wir berücksichtigen
      durch austausch des namens
      durch weglassen individueller details - die für den lösungsprozess gar nicht relevant sind.
      andrerseits gehört es geradezu zur strategie dieser autoritären, patriarchalische traumatisierenden familien,
      die kinder zu verletzen
      und ihnen dann noch einzureden, sie seien schuld daran.
      mit dieser strategie schützten sich über jahrhunderte - wie bereis bemerkt -  diese familien vor kritik und straf-anzeige.
      sind sie sich bewusst,dass sie diese strategie unerstützen?
      wollen sie das wirklich?
      und das noch mit dem zitat einer kommunistin, einer frau, einer jüdin, die ihr leben im kampf gegen diese autoritären strukturen verloren hat???
      ist das nicht widersprüchlich?
      Es gibt einen weiteres argument für veröffentlichung – gerade für therapeutInnen.
      Ich selber habe als junger psychiater vor 45 jahren als klient an einer gruppentherapie teiilgenommen – auf vorschlag des therapeuten.
      Das war für mich damals nicht einfach,
      einmal, mich auf eine stufe zu stellen mit meinen klientInnen (ärzte fühlen sich ihren klientInnen gegenüber gerne überlegen, auch der damals übliche weisse kittel demonstrierte diese äussere distanz – wenn die innere abgrenzung unsicher ist)
      zum anderen fiel es mir nicht leicht, über meine probleme zu sprechen-in anwesenheit eigener klientInnen.
      Nachträglich erscheint es mir als eine sehr heilsame übung, um das – meist unbewusste – machtgefälle zwischen arzt und klientIn bewusst zu machen und zu überwinden.
      Aufgrund dieser eigenen Erfahrung von damals möchte ich auch heute den therapeutInnen unter meinen klienten, die sich scheuen, ihre aufstellung öffentlich zu machen, zu bedenken geben:
      verlierst du wirklich etwas wesentliches, wenn deine klientInnen sehen, dass auch du probleme hast und dir hilfe holst?
      Ist es nicht im gegenteil so, dass sie dann dich mehr achten, und der methode vertrauen, die dir selber geholfen hat?
      wenn eine klientIn darauf besteht, dass ihr video nicht veröffentlicht wird, werde ich das immer berücksichtigen.
      auch bei ihnen. es ist ihre dritte aufstellung, die beiden anderen sind nicht bei YT gespeichert.
      und ich mache ein video auch wieder nicht-öffentlich, wenn eine klientIn das wünscht.
      aber es kann sein, dass ich dann nicht mehr mit ihr arbeite.
      Danke sylvie, für ihre mail - sie hat mir geholfen, meinen standpunkt klarer zu formulieren!
      mit freundlichen grüssen
      ero langlotz
      Ihre Methode ist gut und wertvoll und ihr Einsatz für ihre Klienten ist exemplarisch! Ich bin sehr dankbar! Auch für ihre unkomplizierte Art und Weise direkte Antworten zu schreiben. Sie helfen sehr viel!
      Als Tiger, der die Sitzung nicht auf YT haben will, sage ich mit einem Zitat von Rosa Luxemburg: „'Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden‘.
      Herzliche Grüße
      Sylvie Sch.

Empfänger
ero langlotz
Betreff:


Text:
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