lieber kollege langlotz, das mag so klingen, aber in erster linie geht es mir hier darum, aufzuzeigen, dass es neben traumaaufstellungen auch andere bewährte möglichkeiten der traumalösung gibt. und diese möglichkeiten biete wahrlich nicht nur ich, sondern auch zahlreiche andere therapeuten deutschlandweit an. mit kollegialem gruß ulrich wolters
Mit großem Interesse habe ich hier von dem "Lokalderby" gelesen. Ich möchte für alle diejenigen, die mit beiden Konzepten der beiden "Lokalgrößen" nicht so recht klarkommen, auf zwei weitere hochwirksame Tramatherapie-Verfahren hinweisen: Zum einen auf EMDR und zum anderen auf Somatic Experiencing. Ich verwende erfolgreich eine Kombination aus beiden Verfahren in meiner Praxis. Manchmal geschieht dies auch spontan, wenn der Klient während einer Aufstellung auf ein unverarbeitetes Trauma stößt.
Ich begrüße es sehr, dass es offensichtlich verschiedene Lösungswege für eine erfolgreiche Traumaverarbeitung gibt. Und ich denke, dass jeder Therapeut auch die zu seiner Methode "passenden" Klienten erhält. Andernfalls steht es ja jedem frei, den Therapeuten zu wechseln !
grundsätzlich stimme ich dir hier zu. Eine falsch verstandene Art der Vergebung kann das Leiden eines Betroffenen verstärken. Wenn Vergebung aber bedeutet, dass ich den Widerstand gegen das, was mir an Unrecht widerfahren ist, aufgebe, kann das heilsam sein. Und das mache ich ja in erster Linie für mich selber und nicht für den Täter. Die Methode der Selbstintegration kann hier in der Tat sehr hilfreich sein, den Kampf gegen die eigene Vergangenheit endgültig und im Guten zu beenden.
Unverarbeitete Traumata oder das meist unbewusste Festhalten am Trauma bergen zudem die Gefahr einer Reinszenierung. Das heißt: Finde ich bewusst keine gute Auf - Lösung des Traumas, suche ich möglicherweise unbewusst nach ähnlichen traumatischen Wiederholungen, um dann die Gelegenheit zu nutzen, das alte Trauma endlich zu verarbeiten. Dieser Weg ist natürlich ein Irrweg und vergrößert das Leiden noch mehr. Ein Beispiel dafür ist eine Frau, die in ihrer Kindheit körperliche Gewalt erfahren musste und "tragischerweise" einen Mann heiratet, der sich in der Ehe als gewalttätiger Partner entpuppt. Gute und nachhaltig wirksame Auflösungen von traumatischen Erlebnissen können aber nur in einem sicheren Umfeld und möglichst in Begleitung eines kompetenten Therapeuten stattfinden.
Kernpunkt einer Traumatherapie (ob durch Aufstellung oder wie ich es mache durch EMDR und Somatic Experincing von Peter Levine) ist die Integration der Anteile, die noch immer am traumatischen Geschehen "festhalten", weil es für sie noch nicht vorbei ist. Ich setze dabei auf die Selbstheilungskräfte des Klienten. Meine Aufgabe als Therapeut sehe ich darin, ihn während einer Therapiesitzung immer wieder anzuhalten, aus dem Hier und Jezt das Trauma anzuschauen und es im Hier und Jetzt selbstregulativ zuende zu verarbeiten... Ein direktives Vorgehen ist oft unvermeidlich, damit eine Retraumatisierung oder ein nicht lösungsförderndes Vermeidungsverhalten vermieden wird.
danke für dieses Beispiel einer Lösungsmöglichkeit eines Traumas durch deine Art der Aufstellung. Ein Kennzeichen eines noch nicht gelösten bzw. verarbeiteten Traumas ist, dass es für den Betrofffenen noch nicht vorbei ist, obwohl es schon (längst) der Vergangenheit angehört. Das Ziel einer Traumatherapie ist daher, das der Traumatiesierte sowohl auf der körperlichen als auch auf der seelischen Ebene wahr- nimmt : "Es ist jetzt tatsächlich vorbei !" Der noch Traumatisierte steckt quasi teilweise noch in einer Art Schockstarre, die ihn subjektiv glauben lässt, dass die Gefahr noch anhält. Unbewusste mächtige Teile halten an dieser Illusion fest bis sie durch eine angemessene therapeutische Intervention "geireizt" werden, ihren Irrglauben aufzugeben.
Gruß Ulrich
Ulrich Wolters hat einen neuen Beitrag "TOD UND ABSCHIED" geschrieben. 12.07.2014
Hallo Ero,
du schreibst in deinem Beitrag kritisch über Organtransplantationen. Wie stehst du konkret zu dem in den letzten Monaten verstärkt diskutierten Theama Organspenden ? Gerade aus systemischer Sicht.
Ich erlaube mir als ein noch nicht so lange pratizierender Therapeut eine Bemerkung zu den Anmerkungen von Ihnen, Herr Langlotz:
Um eine Retraumatisierung zu verhindern, ist es mir stets wichtig, den Klienten quasi zweigleisig während einer Traumatherapie "fahren" zu lassen: Einerseits kontollierte Annäherung an das Tramageschehen bei gleichzeitiger Präsenz im Hier und Jetzt. Mein Job als Therapeut sehe ich darin, dem Klienten dabei zu helfen, diese Balance solange wie möglich zu halten, um sich einem heilsamen Selbstregulationsprozess zu öffnen. Dazu verwende ich meist eine Kombination aus EMDR und Somatic Experience nach Peter Levine. Denn Traumata führen offensichtlich sowohl zu körperlichen als auch zu seelischen Erstarrungen, die darauf "warten", endlich zu einem guten Abschluss kommen zu dürfen. Solange dies nicht geschieht, machen sie sich durch minderwertigere Lösungsversuche (= Symptome) bemerkbar.
Die Frage ist halt, ob nicht eine Traumalösung Voraussetzung ist für eine gelingede Verbindung zum "erwachsenen Selbst" und damit zu einem gelassenen Leben als Erwachsener ! ? ... eben frei von den ständigen Anstrengungen, das Trauma unter Verschluss halten zu müssen.
habe noch eine ergänzende frage: ist für die betreffenden prinzipiell eine begrüßung und verabschiedung von einem abgetriebenen kind erforderlich, damit es für sie oder für z.b. nachfolgende geborene geschwisterkiinder zu keinen verstrickungen kommen kann.... quasi auch als eine art vorbeugende maßnahme... ? ... und ich bedanke mich für ihre bisherigen informativen feedbacks.. ! :)
es gibt frauen, die sich im einvernehmen mit dem partner für eine abtreibung entscheiden und scheinbar gut damit zurechtkommen... sowohl sie als einzelpersonen als auch ihre partnerschaft. Nach zumindest früheren ansichten von bert hellinger nimmt eine partnerschaft durch eine abtreibung automatisch schaden. trifft dies nur dann zu, wenn schulgefühle bei ihr oder bei ihm aufkommen und diese nicht gemäß ihrer darlegung aufgearbeitet werden ?
wie haben sie dem arzt geholfen, aus der verbindung mit dem trauma wieder auszusteigen ? ich arbeite viel mit emdr und somatic experiencing. machen sie die erfahrung, dass durch eine oder mehrere aufstellungen alleine traumafolgestörungen gelöst werden können ?.... sodass das trauma für den klienten wirklich vorbei ist .