Lieber Ero,
ich bin so froh, dass ich bei meiner Internetrecherche zufällig auf deiner Homepage gelandet bin und dass ich genug Mut zusammenbringen konnte, mich kurzfristig für eins deiner Seminare anzumelden. Es waren unglaublich anstrengende Tage, mitunter viele Tränen und heftige Gefühlsausbrüche, aber auch spannende, schöne oder manchmal sogar lustige Momente – in einer Atmosphäre voller Vertrauen und Respekt. Deine Arbeit und die tolle Gruppe haben mir unheimlich gut getan.
Bevor ich zu dir kam, hatte ich bereits 23 Jahre psychischer Erkrankung und fast 20 Jahre immer mal wieder Behandlungen, ambulant und stationär, hinter mir. Keine Diagnose, ob Depression, Alkoholmissbrauch, instabile Persönlichkeit etc. schien so richtig zu passen. Von allem ein bisschen, aber keine Therapie konnte meinen Leidensdruck minimieren. Nichts wurde über die Jahre schlechter, aber eben auch nicht besser. Bis ich zu dir kam...
Anfangs war ich sehr skeptisch: Wie sollten irgendwelche Formeln oder Sätze, die bei jedem irgendwie ähnlich klangen, helfen, wo bislang niemand anders helfen konnte? Aber dann durfte ich selber an Aufstellungen Anderer teilnehmen und war erstaunt, wie viel Gefühle auftauchen können, wie viel Schmerz, Traurigkeit oder Angst sich lösen können. Wie viel Erleichterung ich mitunter empfinden konnte, oder Hoffnung. Am Ende war es nicht nur meine eigene Aufstellung, die mich nach vorne gebracht hat, sondern jede einzelne, an der ich teilnehmen durfte, wofür ich den anderen Gruppenteilnehmern auch immer noch sehr dankbar bin.
Am Ende der drei Tage war ich so begeistert, dass ich dich bat, meine eigene Aufstellung in Schriftform mitnehmen zu dürfen, damit ich bloß nicht die „Sätze“ vergesse. Ein bisschen enttäuscht war ich schon, als du es abgelehnt hast. Aber du hast versprochen, dass ich all das, was wichtig war, bereits abgespeichert hätte – und ich wusste, dass es stimmen würde und ich dir vetrauen kann.
Als erstes großes Ergebnis kann ich nun berichten, dass ich es geschafft habe, den Kontakt zu meiner Mutter abzubrechen. Das hatte ich schon zig mal versucht, aber immer wieder bin ich Sätzen wie „Wie kannst du nur so hartherzig sein? Wie kannst du mir das antun?“ unterlegen. Dieses Mal bin ich bei meinem Standpunkt, bin ganz bei mir selber geblieben und habe meine Grenze „beschützt“ – und siehe da – meine Mutter hat die Schlechte-Gewissen-Nummer nicht einmal probiert – zum ersten Mal! Und ohne den Kontakt geht es mir viel besser.
In Alltagssituationen kann ich mich besser abgrenzen – auch wenn es noch schwer fällt. Wenn die Kassiererin im Supermarkt mich grimmig anguckt, denke ich nicht gleich: Ich bin bestimmt Schuld! Sondern denke mir: Vielleicht hat sie ’nen schlechten Tag. Ich habe zumindest nichts falsch gemacht... Das ist ein tolles Gefühl. Früher habe ich mich für alles schuldig gefühlt, obwohl ich natürlich vom Verstand her wusste, dass das Hirngespinste sind.
Den Autonomiefragebogen habe ich nunmehr dreimal hier zu Hause ausgefüllt: Einmal bei der Internetrecherche im Juli, einmal nach der Aufstellung Anfang August und einmal heute. DieErgebnisse sind sehr erstaunlich – vor allen Dingen, weil ich ja aktiv nichts mehr mache, um den Erfolg weiter auszubauen. Ich lebe einfach mein Leben und lass mich auf Neues ein. Hier die Ergebnisse:
A Abgerenzung ggü. Fremden: 14 -> 21 -> 25
B Verbindung mit dem Eigenen: 4 -> 18 -> 20
C Integration aggressiver Impulse: 9 -> 15 -> 17
D Überabgrenzung: 22 -> 13 -> 10
E Dominanz: 27 -> 22 -> 16
F Destruktion gegen sich selbst/andere: 30 -> 24 -> 18
Eine solche Veränderung in so kurzer Zeit hätte ich nicht für möglich gehalten!
Das heißt natürlich nicht, dass aus mir ein neuer Mensch geworden ist, der nun gar keine Probleme mehr hat. Aber ich spüre, dass ein Prozess in Bewegung gekommen ist, der mich in eine gute Richtung – nämlich in meine – führt. Und zum ersten Mal seit langem habe ich optimistische Gedanken wie: „Ich schaffe das schon!“ oder „Das wird bestimmt noch spannend!“ – anstatt ständig Angst zu haben – auch wenn ich an meinen Ängsten noch arbeiten muss!
Ich danke dir vielmals, lieber Ero!!! Sollte ich noch mal Unterstützung brauchen, ich würde jederzeit wieder von Hannover nach München fahren!
Alles Liebe und Gute,
Alexandra