Lieber Herr Dr. Langlotz,
ich habe Ihre Seite vor ein paar Monaten entdeckt und bin seitdem immer wieder am Lesen. Vieles was ich dort erfahren habe, war wie eine Offenbarung für mich, ein Aha-Effekt.
Ich habe noch keine Familienaufstellung gemacht, aber so langsam habe ich das Gefühl, es geht nicht mehr ohne?! Ich bin mit einem alkoholkranken Vater aufgewachsen. Wir lebten mit den Großeltern väterlicherseits im gleichen Haus, die mich als Mädchen vom ersten Tag abgelehnt haben. Meine Mutter wurde wahrscheinlich kurz vor meiner Geburt traumatisiert, als ihr Vater starb, mit dem sie symbiotisch verbunden war (sie sagte immer, wie ähnlich ich im Wesen meinem Großvater bin). Meine Mutter unterband die meisten Kontakte zu Verwandten und zur Außenwelt allgemein. Mein Bruder und ich wuchsen abgeschottet auf und konnten die Pupertät nicht leben, wie z.B. erste Liebe, Disco, Weggehen. Das war alles schlecht für meine Mutter. Ich versteifte mich auf Anpassung und Leistung, folgte der Berufsempfehlung der Mutter, obwohl ich keine Neigung dafür hatte, fühlte aber, das was nicht stimmte. Ich war ständig krank und auch depressiv. Dennoch brachte ich Höchstleistungen, auch in einem nachfolgenden Studium - bis ich vor ein paar Jahren mit Burnout zusammenbrach und den Ausstieg aus dem nicht passenden Beruf wagte (mit massivem schlechtem Gewissen meiner Mutter gegenüber). Seitdem baue ich mir was Neues, das meiner Meinung nach besser zu mir passt, auf. Dennoch habe ich ständig das Gefühl, etwas passt nicht. Ich übernehme wieder Ideen von beruflichen Partnern und fühle mich dabei selbst gar nicht. Das Thema Beruf ist mein Hauptthema. Eine Partnerschaft vermeide ich derzeit, weil ich mich nach einigen gescheiterten Beziehungen, in der ich entweder "Mutter" oder "Kind" für den Partner war, derzeit nicht wirklich für beziehungsfähig halte. Mittlerweile geht mir durch die Blockade auch das Geld aus, ich kann meinen Lebensunterhalt nicht mehr selbst finanzieren und bin einigermaßen verzweifelt. Meiner Ursprungsfamilie geht es auch immer schlechter, was mich sehr belastet. Mein Bruder wird von meiner Mutter in ihrem Leben "festgehalten" und kennt sich selbst auch nicht. Mir geht es nach jedem Telefonat mit meiner Mutter für mehrere Tage schlecht, so dass ich die Abstände immer mehr herauszögere.
Das war meine Geschichte in Kürze. Wo kann ich denn am besten ansetzen, damit ich wieder handlungsfähig werde und meinen (beruflichen) Weg einschlagen kann? Was muss ich bei der Selbsttherapie, die auf ihrer Webseite beschrieben wird, beachten? Der Besuch eines Therapieseminars ist derzeit für mich finanziell leider schwierig.
Vielen Dank und viele Grüße,
Marion